Redebeitrag auf der Kundgebung am 20.3.21
Eine Kneipe wie die Meuterei ist schon deshalb wichtig, dass man einfach so zusammen kommen kann, ohne Unterschied des Alters, der Hautfarbe, des Geschlechts. Aber die Meuterei ist mehr als eine coole Kneipe. Sie ist ein Kollektiv und hat viel zum berühmten Straßenfest der Reichenberger beigetragen und weit in ihre Umgebung ausgestrahlt. Bis zum Lockdown konnten sich dort aktive Gruppen versammeln, haben viele solidarische Veranstaltungen und Beratungen stattgefunden und man war dort immer gut informiert über die aktive Szene.
Der Verlust der Meuterei wäre ein weiterer schwerer Einschnitt in die kulturelle Seele Berlins. All die bedrohten oder geräumten Zentren wie die Friedel54, das Syndikat, die Lunte, Liebig34, Rigaer94, das Köpi, die Wagenburgen, Potse, Drugstore, K-Fetisch, SabotGarden, Prachttomate und wie sie alle heißen – sie alle waren und sind nicht nur Treffpunkte der linken Szene. Sie waren und sind viel mehr – nämlich Versuche, schon heute eine neue Gesellschaft zu erproben und zu leben.
Eine Gesellschaft wo nicht der Profit das Leben diktiert, sondern der Mensch im Mittelpunkt steht. Wo nicht ein Boss bestimmt, wie man zu leben und zu arbeiten hat, sondern wo man kollektiv entscheidet und solidarisch zusammen lebt und arbeitet. Wo es faire Löhne und Arbeitsbedingungen gibt für Männer UND Frauen. Wo niemand diskriminiert wird wegen seiner Herkunft, seiner Hautfarbe oder sexuellen Orientierung.
Die gemeinsame Ursache all unserer Probleme ist unser Wirtschafts-System, wo einigen Wenigen alles gehört und aus allem der größtmögliche Profit herausgepresst wird – aus unserer Arbeitskraft, unseren Wohnungen, unserer Gesundheit, der Natur. Deshalb gehören auch all diese Kämpfe zusammen: die Kämpfe gegen Verdrängung und Mietenwahn, gegen den Amazon-Tower und Signa am Hermannplatz, für Re-Kommunalisierung der Mietshäuser und des Gesundheitswesen, gegen die Privatisierung des Bildungswesens und der S-Bahn, für gerechte Löhne und Arbeitsbedingungen, für den Schutz der Natur und Umwelt.
Auch wenn wir immer wieder Niederlagen einstecken müssen und milliardenschweren internationalen Konzernen gegenüberstehen – wir sind viele und wir können Erfolge erzielen! Das hat z.B. die Verhinderung des Google-Campus in Kreuzberg gezeigt. Auch dass es einen Milieuschutz gibt, das Vorkaufsrecht, den Mietendeckel und jetzt die breite Zustimmung zur aktuellen Enteignungs-Kampagne – das alles sind Erfolge, die es ohne die Kämpfe der letzten Jahrzehnte nicht gegeben hätte!
Also lasst uns weitermachen und jeden einzelnen solidarischen Ort verteidigen!
Lasst uns für eine bessere Gesellschaft kämpfen – im Kleinen wie im Großen!
Keine Räumung der Meuterei!
Die Häuser denen die sie brauchen!
Eine bessere Welt ist möglich!